Die Presseinformation des Notdienst Berlin e.V. anlässlich der Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien:
Circa jedes 6. Kind in Deutschland und fast 89.000 Kinder allein in Berlin wachsen in einem Haushalt auf, in dem ein oder beide Elternteile unter einer Suchterkrankung, gekoppelt an eine psychische Störung, leiden. Kinder aus sogenannten Suchtfamilien haben gegenüber anderen Kindern statistisch das höchste Risiko eine eigene Suchterkrankung oder psychische Störungen zu entwickeln.
Kinder in Suchtfamilien sind gleich in mehrfacher Hinsicht gefährdet. Die Eltern sind häufig so mit ihrer Sucht beschäftigt, dass die Kinder vernachlässigt werden und oft die Aufgaben der Erwachsenen, z.B. die Versorgung der jüngeren Geschwister übernehmen. Hinzu kommen seelische und körperliche Gewalterfahrungen, die Verwahrlosung der Wohnung und der eigenen Körperhygiene. Die Scham der betroffenen Kinder mit Außenstehenden über diese Missstände zu Hause zu reden ist groß, oft fühlen sich die Kinder selbst schuldig an der Familiensituation und schweigen. Die Sucht wird zum Tabuthema.
Lange wurden diese Kinder und ihre Eltern von der Politik vergessen, nur wenn es zu Todesfällen z.B. durch den Konsum von herumliegenden Drogen durch die Kinder kam, rückte die Thematik in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Erst seit März 2018 engagiert sich eine Arbeitsgruppe im Deutschen Bundestag um flächendeckende Unterstützungssysteme für diese Familien aufzubauen.
„Momentan ist die Versorgungslage für diese Kinder in Berlin dramatisch. Ein abgestimmtes Vorgehen von Suchthilfe, Jugendhilfe, Schulen, Kitas, Gesundheitsdiensten, Krankenhäusern etc. ist dringend nötig“, sagt Michael Frommhold, Geschäftsführer vom Notdienst Berlin e.V.
Der Notdienst Berlin e.V. plant ein Modellprojekt um diesen Kindern zu helfen. Der Doppelhaushalt vom Land Berlin für 2020/21 wird gerade erarbeitet und wir hoffen sehr, dass die Belange dieser Kinder dort Berücksichtigung finden
Derzeit betreut der Notdienst Berlin e.V. bereits mit einem kleinen, multiprofessionellen Team aus Sozialarbeitern, Sucht- und Familientherapeuten sowie Psychologen diese Kinder . Die Warteliste der Familien, die dringend Hilfe benötigen und auch einen gesetzlichen Anspruch auf diese Hilfe hätten, ist aber lang. Leider fehlen uns personelle und finanzielle Mittel um unsere suchtspezifischen Hilfen weiter auszubauen. Hier ist das Land Berlin gefordert.
Ansprechpartner*innen:
Leitung Escape: Constanze Froelich – 030-233 240 280
Presse Notdienst Berlin e.V.: Heike Krause – 030- 233 240 117