Neue Räume dringend gesucht

Berlins älteste und größte Substitutionsambulanz steht vor dem Aus

1. November 2021

Der Mietvertrag für unsere Ambulanz für Integrierte Drogenhilfe in der Kochstraße in Kreuzberg läuft zum Jahresende aus. In der Ambulanz werden derzeit circa 350 schwersterkrankte Patient*innen täglich medizinisch und psychosozial betreut.

Durch diese Unterstützung erhalten unsere Patient*innen die Möglichkeit an einem normalen Leben teilzunehmen – weg von Beschaffungskriminalität und illegalem Drogenmarkt, hin zu einem geregelten Tagesablauf.

Die Substitutionsbehandlung, das heißt die Vergabe von legalen Ersatzstoffen (Medikamenten) anstelle von illegalen Opiaten und Opioiden im Rahmen eines therapeutischen Konzeptes stabilisiert unsere Patient`*innen nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Substitution und Psychosoziale Betreuung sind ein langjähriger und erfolgreicher Behandlungsweg für Menschen mit einer Suchterkrankung.

Viele unserer Patient*innen betreuen und behandeln wir schon seit vielen Jahren. Die meisten von ihnen sind sozial sehr eng in diesem Kiez verankert. Das Ende des Mietvertrages ist uns seit Beginn des Jahres bekannt. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dies zu verhindern. Zudem suchen wir seit Monaten nach einem neuen, geeigneten Standort.

Wir waren in den letzten Monaten sehr aktiv, haben uns viele mögliche Objekte angeschaut, viele Telefonate und Gespräche geführt. Zwischenzeitlich hatten wir ein Objekt in der Stromstraße in Moabit gefunden, welches gut zu unseren Anforderungen passte. Schnell sind wir uns mit der Hausverwaltung und der Vermieterin über die Vertragskonditionen einig geworden. Doch dann änderte sich offensichtlich plötzlich das Auszugsdatum der jetzigen Objektmieter und verschob sich ein halbes Jahr nach hinten. Ein großer Schock für uns, aber auch diesen Weg wären wir bereit gewesen zu gehen und eine Interimslösung für diese sechs Monate zu suchen. Letztendlich wurde aber auch daraus nichts. Nach wochenlangem Hinhalten durch die Vermieterin wird der Vertrag nun nicht zustande kommen. Die Gründe hierfür wurden uns nicht mitgeteilt.

Wir stehen nach vielen Verhandlungen und noch mehr Hoffnung, wieder ganz am Anfang. Zum 31. Dezember 2021 müssen wir unseren jetzigen Standort mit der Praxis und den Beratungsbüros verlassen. Der Eigentümer, die Malteser, wird gleich zu Jahresbeginn mit den Umbauarbeiten beginnen, der Strom wird gekappt, eine Option für eine Verlängerung gibt es nicht.

Die Zeit drängt. Wir sind seit mittlerweile über 35 Jahren aktiv und erfolgreich in der Berliner Suchthilfe tätig und sind mit unseren 18 Einrichtungen überall in Berlin bestens in die Nachbarschaften integriert. Und trotzdem haben wir auf dem äußerst angespannten Immobilienmarkt ohne Hilfe keinerlei Chance. Suchterkrankte Menschen zählen selten zu den Favoriten von Vermietern. Nicht nur bei internationalen Immobilienholdings, die immer mehr Berliner Gewerbeimmobilien innehalten, sind wir mit unserer Zielgruppe einfach nicht marktfähig.

Was wird die Alternative sein, wenn wir zum 31. Dezember 2021 unseren Standort räumen müssen?

Mindestens 350 schwerstsuchterkrankte Patient*innen werden ohne Versorgung und Behandlungsoption von einem Tag auf den anderen auf der Straße stehen. Eine rechtzeitige Vermittlung in andere Berliner Hausarztpraxen wird nur in Einzelfällen und mit großer Anstrengung möglich sein, denn es gibt schon jetzt viel zu wenig substituierende Ärzt*innen in Berlin.

Wir wissen wirklich nicht, wie nun weiter und wie wir in wenigen Wochen einen neuen Standort in Berlin finden können. Wir sind auch an einer Interimslösung interessiert um uns einen Zeitpuffer zu verschaffen.

Unsere Raumbedarfe sind wie folgt:

Zwischenlösung
• Praxisgeeignete Räume ab 100 qm
• Bezugsfertige Container
• Erschlossene Freiflächen, die sich für Containerlösungen anbieten
• derzeitige Corona-Testzentren, die spätestens zum Jahresende ihren Betrieb einstellen

Langfristige Lösung
• 500 m² Gewerberäume – ggf. auch größer – für unser interdisziplinäres medizinisches Versorgungszentrum mit guter Anbindung an den ÖPNV zur Anmietung (Unser konkretes Raumkonzept lassen wir Ihnen gerne zukommen) für Praxis- und Beratungsräume für den Notdienst Berlin e.V. , Herrn Norbert Lyonn, Facharzt für Allgemeinmedizin und Suchtmedizin und zwei Fachärzt*innen für Psychiatrie und Psychotherapie

Wir freuen uns über jeden noch so kleinen Tipp, innovativen Vorschlag, mediale Veröffentlichung oder die Weiterleitung unseres Anliegens. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Rückfragen:

Anja Eichert
Tel: 030-233 240 116
aeichert@notdienstberlin.de

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