Beitrag von Andrea Piest, Fachreferentin für niedrigschwellige Hilfen
In den letzten Wochen häuften sich Gerüchte, dass Fentanyl nun auch in Berlin, v.a. im Berliner Nachtleben angekommen sei. Insbesondere in sozialen Netzwerken wie Instagram und Reddit wurde von Todesfällen, Notfällen und positiven Testergebnissen berichtet. Da Fentanyl hochpotent ist (letale Dosis = 2mg) und bereits in den USA und Canada eine Fentanyl-Krise ausgerufen wurde, verbreiteten sich die Anekdoten wie ein Lauffeuer. Fentanyl-Teststreifen sind online kurzzeitig ausverkauft gewesen.
Damit die Nutzer*innen unserer Angebote insbesondere in den Bereichen Sonar und Beratung aufgeklärt werden können, folgt hier ein kleiner Fakten-Check:
Fentanyl-Teststreifen sind für Opiate konzipiert und für Partydrogen ungeeignet.
- Nicht alle Partydrogen sind ausreichend wasserlöslich
- Tests sind häufig falsch positiv, insb. bei Amphetaminen
Bisher gibt es keine Indizien für Fentanyl in Partydrogen
- Alle eingereichten Verdachtsproben in Berlin, Schweiz und Österreich waren negativ, die eingereichten Proben wurden im Vorfeld falsch-positiv getestet.
- Das Strecken mit Fentanyl (downer) bei Partydrogen (upper) ist eher unwahrscheinlich – auch aus Labor/ Dealer-Perspektive. Gestreckt wird i.d.R. mit Substanzen, die ähnlich wirken, aber günstiger sind.
- Die Angst scheint „importiert“ zu sein – v.a. Tourist*innen und Expats aus den USA fragen nach Teststreifen oder Infos zu Fentanyl.
Fentanyl wurde im Rahmen des DAH Projektes RAFT nur in wenigen Heroin-Proben gefunden.
Was können nun die zentralen Botschaften für Partydrogenuser*innen sein?
- Eigene Konsumkompetenz ist der größte Schutzfaktor.
- Immer Safer use, Set und Setting beachten (vorsichtig antesten, Substanzen kennzeichnen, vertrauensvolle Quellen nutzen, Drug Checking nutzen).
- Die Know Drugs-APP für Substanzwarnungen nutzen (Push-Mitteilungen mit allen Ergebnissen aus der EU, insb. Berlin).
- Fentanyl-Teststreifen sind nicht praktikabel/ aussagekräftig.
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