Beitrag von Andrea Piest, Fachreferentin für niedrigschwellige Hilfen
Vor über fünf Jahren wurde ein kleiner Meilenstein gesetzt: Schwulenberatung, Suchthilfe, Betroffene, Aktivist*innen, Medizin, Forschung, DPW und weitere Angebote zum Themenfeld setzten sich zusammen an einen Tisch! Von aufsuchender Arbeit bis hin zur Behandlung sind die wichtigsten Akteur*innen im Land Berlin vertreten, tauschen sich aus, erstellen Arbeitshilfen, planen Fachtage und entwickeln gemeinsam die eigenen Angebote weiter. Der Notdienst war von Anfang an dabei und gehört zum „harten Kern“. Das Netzwerk besteht bis heute und bleibt einzigartig. Denn leider gibt es bundesweit nach wie vor keine weitere Austauschplattform dieser Art.
Warum ist das wichtig? Weil in den vergangenen fünf Jahren sehr viel bewegt werden konnte und das Netzwerk aus der Gremien- und Hilfelandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Deswegen ließ sich unsere Landessuchtbeauftragte Heide Mutter zuletzt auch über Entwicklungen und Bedarfe auf den neusten Stand bringen.
Mittlerweile gibt es im Haus Lenné, Tannenhof und Kokon Angebote für Menschen, die Chemsex praktizieren und/ oder eine zu enge Verknüpfung zwischen Substanzgebrauch und Sexualität haben entstehen lassen. Auch der Drogennotdienst hat sich vor einiger Zeit zum Thema schulen lassen und spricht es nun aktiv an, kann in neu entstandene Angebote vermitteln. Die Deutsche Aidshilfe hat ein Konzept für die Selbsthilfe entwickelt und erprobt (https://www.aidshilfe.de/quapsss-projektbeschreibung) und Safer Use-Materialien auf den Markt gebracht (QUAPSSS Packs). Auch Man*check und Sonar haben sich dem Themenfeld gewidmet und informieren entsprechend auf ihren Websites. Sonar bietet ferner einen Workshop für User*innen und Veranstalter*innen zum Thema.
Mit Unterstützung der Senatsverwaltung konnte 2019 sogar ein Fachtag ausgerichtet werden. Für 2024 ist ein weiterer Fachtag in Planung. In diesem Jahr wird auch ein Beratungsleitfaden veröffentlicht. Weitere Selbsthilfegruppen auf Englisch, Deutsch, Spanisch sind verfügbar und werden durch das Netzwerk unterstützt.
Und als ob das noch nicht genug wäre, hat sich aus einigen Mitgliedern eine Bundesweite Initiative für sexualisierten Substanzgebrauch gegründet: BISS e.V. Die Initiative wird alle Angebote im deutschsprachigen Raum vernetzten und arbeitet aktuell an einer digitalen Plattform für Betroffene, Angehörige, Praktiker*innen und Forschung.
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