Soireé des Voyageurs II

Sex, Drugs and Partys

29. Juli 2019

Konsens auf sexpositiven Partys – ist das überhaupt möglich wenn legale und illegalisierte Substanzen im Spiel sind? Welche Methoden und Strategien sind wichtig für Veranstalter*innen und Gäste? Zu diesen spannenden Fragen fand am 09. Juli 2019 im Untertage die 2. Soireé von unserem Projekt SONAR – Safer nightlife Berlin statt. Geladen waren Veranstalter*innen, Clubbetreiber*innen, Awarness-Teams, Politiker*innen, Aktivist*innen der Clubszene sowie Kolleg*innen der Suchthilfe und der Gesundheitsförderung.

Als Einstieg stellte Alexandra Aldridge die ersten Ergebnisse des Global Drugs Surveys vor (https://www.youtube.com/watch?v=N6rH0UXixME ). Ihr Fokus lag auf den Daten zu den Themen Sex, Drogen und Safe Space sowie der subjektiven Definition von Konsens. Sie stellte u.a. Fallbeispiele ihrer Studie vor, in welcher Partygänger*innen in Interviews von Übergriffen oder anderweitig unangenehmen Situationen in diesem Kontext berichteten. Spannend und wichtig waren dabei auch die Ergebnisse des Global Drug Surveys. Entgegen der Berichterstattung der Presse aber auch dem subjektiven Befinden vieler Partybesucher*innen, stellt nicht GHB (GBL) bzw. Liquid XTC (auch bekannt als Vergewaltigungsdroge) das Hauptproblem dar, sondern Alkohol. Über 80% aller Übergriffe fanden unter massivem Einfluss von Alkohol statt, sowohl auf Seite der Täter als auch der Opfer. 76% der Taten fanden zudem im privaten Umfeld statt und der überwiegende Teil der Täter stammt aus dem eigenen privatem Umfeld.

Ein wichtiger Teil ihrer Studie ist außerdem auch die persönliche Definition der eigenen Grenzen und die Kommunikation dieser. Aldridge berichtete, dass viele Partygänger*innen die eigene Grenze gar nicht bewusst sei und erst nach einem negativen Erlebnis Reflektionsprozesse aktiviert werden. Im anschließendem Panel ging’s dann zur Sache – Catalina Lopez (Moderation, Beate Uwe) erörterte gemeinsam mit einem der Veranstalter der Partyreihe „Fuck your Gender – free the nipple“ (https://www.facebook.com/n1ppleliberation/ ), Dannii (Club Awareness, Koordinatorin „Feminist Pornfestival“ und Alexandra Aldridge wichtige und notwendige Strategien für Veranstalter*innen und Gäste sexpositiver Partys. Zur Einstimmung gab’s einen Kurzfilm von Arte Tracks über die sexpositive Partys in Berlin (https://www.youtube.com/watch?v=E-81Rvatg5o ).

Zu den wichtigsten Eckpfeilern der Awarenss-Konzepte dieser Partys gehören vor allem geschulte Türsteher*innen und permanent ansprechbare Awarness-Kolleg*innen. An der Tür sollten Gäste über Regeln – z.B. „Nein heißt nein“, Dresscode, und Erkennungsmerkale der Awarenessteams (z.B. leuchtendes Armband, T-Shirt) informiert werden. Am besten gibt’s die Infos schon vorher auf der Website der Veranstaltung. Der sensibelste Part sei die Präsens der Ansprechpartner*innen für Situationen in denen man sich als Gast nicht wohl fühlt hat. Die Mitarbeiter*innen müssen gut erkennbar sein, dürfen aber das Partygeschehen nicht stören. SONAR schult auch zu diesem Thema Veranstalter*innen, Clubbetreiber*innen, Türsteher*innen und auch das Barpersonal zu all diesen Fragen.

Aber auch als Gast müssen einige Hausaufgaben gemacht werden um selbst und auch anderen Gästen eine gute Zeit zu bescheren. Wichtig sei laut Aldridge vor allem die Selbstreflektion der eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen aber auch ein sehr bewusster Umgang mit dem eigenen Substanzkonsum. Aldridge empfiehlt als Safer Use Strategie beispielsweise niemals Substanzen auf Sexpositiven Partys zu konsumieren, mit denen man nicht vertraut ist. Auch der Umgang mit Überdosierungen von GHB/GBL waren Thema, denn für viele Clubs stellt die Substanz ein großes Problem dar. Schon geringe Mengen, insb. in Kombination mit Alkohol, führen zur Ohnmacht bis zum Tod. Insbesondere in der queeren Partyszene und auf sexpositiven Partys ist die Substanz sehr beliebt, da sie luststeigernd und enthemmend wirkt (https://drugscouts.de/de/lexikon/ghb). Einige Clubs fahren eine strikte Verbotstaktik. Dies wird auch von SONAR sehr kritisch gesehen, da Konsument*innen dadurch eher heimlich konsumieren und das Risiko dadurch weiter steigt. Das Phänomen hat somit ähnliche Konsequenzen und Effekte wie die Kriminalisierung der Drogengenrauchenden durch das BtmG. Schlussendlich braucht es eine tabulose offene Kommunikation aller Beteiligten und umfassende Partykonzepte die sowohl den Substanzkonsum als auch sicherheits- und gesundheitsfördernde Maßnahmen hinsichtlich sexueller Gesundheit (z.B. Kondome, Infos über STIs) und Konsens berücksichtigen.

Im Anschluss tauschten sich die Gäste weiter zum Thema aus und konnten sich am Infostand des SONAR Teams weiter informieren. Die Infostände und mobilen Einsätze von SONAR sind übrigens seit einigen Wochen noch schöner und bunter – die Kolleg*innen der Tageswerkstatt haben für uns einen wunderschönen Bauchladen gebaut. Der kam so gut an, dass Nachschub produziert wird, damit er auf jeder Party einsatzbreit ist.

Noch mehr Infos und Definitionen auch zum Thema sexuelle Vielfalt gibt’s hier:http://www.interventionen.dissens.de/fileadmin/Interventionen/Glossar_Interventionen_f%C3%BCr_geschlechtliche_und_sexuelle_Vielfalt.pdf oder am nächsten SONAR Infostand 😉

Die nächste Soireé findet übrigens am 06. September 2019 im Yaam statt – die Location lässt das Thema schnell erraten – an diesem Abend wird es Workshops, Panels und Musik rund ums Thema Cannabis geben. Die Soireé ist öffentlich und im Anschluss lädt das SONAR-Team zur Sommerparty im Yaam ein. Wir freuen uns wenn ihr dabei seid! Mehr Infos dazu gibt’s bald auf unserer Facebookseite https://www.facebook.com/sonar.berlin/

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